In den 3 Monaten ist viel passiert und ich habe viel erlebt. Anfang November waren wir in Baños, wo wir Rafting gemacht haben, beim casa del arbol und den bekannten Pailon del Diablo Wasserfall waren. Ein paar Tage später ging es für mich nach Quito zum weltwärts‐Tag. Da kamen alle deutschen Freiwillige die in Ecuador sind zusammen. Ich habe dort viele nette Leute kennengelernt. Ein Tag später fuhren wir nach Otavalo zum größten indigo Markt der Welt. Bei meinem nächsten Besuch in Quito fuhren wir zum Mitad del Mundo (Die Mitte der Welt). Zu zwei verschiedenen ehrlich gesagt. Da fragt man sich doch, wie das möglich ist. Der mehr touristische Äquator mit dem Denkmal und der Weltkugel obendrauf wurde falsch abgemessen. Der richtige Äquator befindet sich gute 200 Meter nördlich des Denkmals. Ich war bisher 5 Mal in Quito, es ist mittlerweile wie ein zweites zu Hause für mich hier in Ecuador geworden. Ich habe dort viele Freunde, was mir unter anderem die Hostelkosten erspart. Ich erlebe dort viel und lerne nach und nach die Stadt kennen. Ich würde behaupten, dass ich bisher mehr von Quito kenne, als von Santo Domingo, Wobei das nicht sonderlich schwer ist, da man in Santo nicht viel sehen kann. Allerdings ist es auch nicht so viel in Quito, was ich gesehen habe, da Quito unfassbar groß ist und man Stunden von A nach B braucht, da reicht ein Wochenende nicht aus um viel zu sehen, aber trotzdem erlebt man viel. Abgesehen von Quito war ich noch mit einigen Freunden am Strand in Manta. Und über Silvester haben wir eine 10 tägige Strandtour gemacht. Angefangen in Pedernales (Parasiling, Punta de los Frailes), Silvester habe ich mit ein paar mehr Freuden in Montañita gefeiert (Surfing) und abschließend ein paar Tage in Machalilla verbracht (Nationalpark, Los Frailes Strand, Isla de la Plata). Als wir aus unserem Strandraub wiedergekommen sind, mussten wir 2 Wochen lang nur nachmittags arbeiten. Also 2h pro Tag arbeiten, von 15-17 Uhr. Das verschaffte uns Zeit, viel Organisatorisches zu machen, aber auch mal etwas in Santo Domingo zu unternehmen. Da man aber in Santo Domingo so gut wie nichts machen kann, beschlossen wir, uns die 7 Wasserfälle von Alluriquin anzuschauen. Die befinden sich ca. 40 min mit dem Bus von Santo entfernt und sind traumhaft schön, mit unglaublichen Ausblicken.
Ende November wurde ich während der Arbeit (Hausbesuche bei behinderten Menschen) von einem Straßenhund gebissen. Ich musste diverse Krankenhäuser in Santo Domingo aufsuchen, um dann von meiner Versicherung aus Deutschland benachrichtigt zu werden, dass ich nachts 3h nach Quito fahren muss, um dort in ein Krankenhaus zu gehen. Zum Glück ist der ganze Stress vorbei, allerdings habe ich jetzt große Angst vor Hunden, und die ist nicht ganz unberechtigt, da es hier lauter Straßenhunde gibt, die bellend auf einen zukommen. Ansonsten ist man hier des Öfteren krank, ob Erbrechen, Durchfall oder die Höhenkrankheit. Ich bin bisher 3 Mal auf einen knapp 5000 Berg gestiegen (Cotopaxi, Ruco Pichincha). Letztes Wochenende waren wir bei der Quilotoa Lagune auf 4000m. Allerdings sind wir da nicht nur gewandert, sondern haben auch auf dieser Höhe geschlafen. Da habe ich die Höhe wirklich gespürt. Atemnot und Herzrasen. Das war schon sehr heftig.
Und jetzt zu meiner Arbeit in Santo Domingo. Als ich Anfang Oktober mit der Arbeit begann, habe ich vormittags im Projekt mit behinderten Menschen geholfen und nachmittags bei der Cae im Hort. Mit den behinderten Menschen hat man entweder getanzt (wir waren mit ihnen auch schon auf einem Tanzwettbewerb) oder mit unseren Arbeitskollegen Hausbesuche bei gemacht. Dabei werden Fragebögen ausgefüllt, Aufgaben mit ihnen gelöst, Hausaufgaben gegeben oder kontrolliert. Manchmal malt oder bastelt man auch mit ihnen. Bei den Hausbesuchen unterhält man sich auch mit den Leuten und erfährt mehr über ihr Leben. Das sieht man aber auch an deren Häuser. Meist wenig Betten, kein fester Boden, alles in einem Raum, alles sehr heruntergekommen. Nachmittags in der Cae hilft man den Kindern bei den Hausaufgaben. Manche Kinder müssen Mathe Aufgaben lösen, die sie überhaupt noch nicht können, andere müssen seitenlang irgendwelche Buchstaben oder Wörter abschreiben. Und wenn die Zeile dann mal nicht komplett gerade ist, wird alles von den Erzierinnen wieder wegradiert. Allgemein schaffen die Kinder so gut wie nichts an einem Tag, da sie die ganze Zeit quatschen, lachen und rumrennen. Sogar wenn sie nur was ausmalen müssen, fragen sie uns andauernd nach Hilfe. Wenn man im Raum der ganz kleinen Kinder ist, ohne weiteren Erzieher, kann ich aus Erfahrung sprechen, ist man aufgeschmissen. Alle Kinder rennen rum, schubsen sich, schlagen sich, Stellen sich gegenseitig Beine und lachen anschließend darüber. Wenn dann ein Kind weint und man sich zu ihm runterbeugt und ihn trösten möchte, kommen alle anderen Kinder angerannt und springen auf einen. Aber das machen sie eh die ganze Zeit, auf einen drauf springen, einen festhalten, sich festklammern. Das ist auch sehr niedlich, solange man dadurch nicht das Gleichgewicht verliert und hinfällt. Aber meistens sind die Kinder sehr süß, was einem im Herz berührt; wenn Kinder freiwillig Englisch lernen wollen, mit einem kuscheln und einem Küsse auf die Wange geben. Seit Pauline (unsere Mitfreiwillige) Ende November gekommen ist, arbeiten wir wieder vormittags im Cdi (Kindergarten). Wir haben dort ganz am Anfang schon 2-3 Tage gearbeitet, aber konnten dadurch das Projekt noch gar nicht richtig kennenlernen. Mittlerweile wissen wir, dass die Kinder super süß und herzergreifend sind, wenn sie z.B. Mama zu einem sagen, oder nach dem Impfen sich nach und nach in meine Arme fallen und sie trösten lassen. Aber sie können auch sehr anstrengend sein, wenn sie beim Essen mäkeln und nicht aufessen wollen. Besonders erniedrigend ist es, wenn die Kinder bei mir nicht weiter essen wollen und dann nach und nach andere Erzieher oder die Köchin helfen und einen weiteren Löffel in den Mund schieben, und es danach bei mir trotzdem noch nicht funktioniert. So kommt es auch oft vor, dass einer von uns drei Freiwilligen, der letzte Erzieher im Essensraum ist und versucht, dem Kind das Essen einzuflößen. Manchmal hilft da auch die deutsche Methode „Einen Löffel für die Mama,…“. Andererseits gibt es auch Kinder, die beim Essen einschlafen. Ihnen muss man dann das Essen aus dem Mund holen, bevor man sie ins Bett bringt. Diese Woche sind 7 neue Kinder in den Kindergarten gekommen, aber leider auch ein paar gegangen, die jetzt in die Schule gehen.
Uns wurde auch noch ein 4. Projekt vorgestellt. Das findet immer Freitag Nachmittag statt. Dort waren wir allerdings erst ein Mal. Wir haben mit alten Menschen genäht, getanzt, gegessen und gelacht. Bei der Ankunft haben wir jeden Einzelnen mit einem typischen Wangenkuss begrüßt. Sie waren alle so glücklich und dankbar dass wir da waren.
Und auch die Sprache klappt immer besser. Es ist immer noch sehr schwierig, aber man kann sich verständigen und kommt zurecht. Ob beim Reisen oder auf Arbeit. Aber trotzdem versteht man noch nicht alles, was die Kinder oder die Arbeitskollegen sagen. Aber es wird immer besser. Es braucht nur Zeit, viel Zeit.
